Feierstunde "Tag der Deutschen Einheit"

„Nutzen Sie die Chancen der Freiheit und der Demokratie“, lautete eine persönliche Botschaft des Zeitzeugen Lothar Schulz aus Berlin in der Feierstunde des CDU Stadtverbandes zum „Tag der Deutschen Einheit“ im Kornhaussaal. Zuvor hatte Stadtverbands-Vorsitzender August Schuler daran erinnert, dass dieser Feiertag an die gelungene und friedliche Revolution der Menschen in den Neuen Bundesländern 1989/1990 erinnere. Dies dürfe und müsse man feiern. „Für unsere Demokratie, für Freiheit und Recht muss jede Generation von neuem einstehen“, so der Landtagsabgeordnete. Daran gelte es miteinander zu arbeiten. Und es gelte den Menschen - so auch in der Partnerstadt Coswig/Sachsen - mit Respekt und Wertschätzung für deren Lebensleistung zu begegnen. Erster Bürgermeister Simon Blümcke und Kreisvorsitzender Christian Natterer MdB bedankten sich für die Feierstunde mit der Bitte diese als ein deutliches Signal in den kommenden Jahren fortzusetzen.

Zeitzeuge Lothar Schulz (Jahrgang 1950), seit vielen Jahren Besucherreferent in der Gedenkstätte des Stasi-Gefängnisses Berlin-Hohenschönhausen hielt die Festrede zum Thema: „Deutsche Einheit - Zusammenhalt und Verantwortung für die Zukunft“. Den Unrechtsstaat DDR stellte er exemplarisch an seinem Lebenslauf dar. Als 28-jähriger Projektingenieur am Kernkraftwerk Lubmin/Greifswald, jung verheiratet, protestierte er im April 1978 auf dem Alexanderplatz in Berlin mit einem Transparent gegen das SED-Regime. Nach wenigen Minuten wurde er von der Staatssicherheit festgenommen, für fünf Monate in der Untersuchungshaft festgehalten sowie Dauerverhören unterzogen. Der Vorwurf lautete „Konspiration mit dem feindlichen Westen“, die Stasi wollte seine „Einzeltäterschaft“ nicht akzeptieren. Schulz wurde zu einem Jahr und 10 Monaten Haft verurteilt. Nach seiner Haftentlassung hatte er keine Chance mehr in seinen Ingenieur-Beruf zurückzukehren. Von der evangelische Kirchengemeinde erhielt er eine Hausmeister-Stelle im Dom Sankt Nikolaus zu Stendal. Schulz und seine Frau wurden in der Folgezeit ständig von der Stasi bespitzelt, abgehört, bei Autofahrten „begleitet“ und verfolgt. Seine Stasi-Akte beträgt 1400 Seiten mit einem Papiergewicht von sieben Kilo. Seine Ankündigung weiter das totalitäre SED-Regime anzuprangern führte im Mai 1981 zu einer Ausreiseverfügung. Dazu wurde ihm ein 18-jähriges Einreiseverbot in die DDR verkündet. Sein Kommentar: „Der Tag an dem ich das DDR-Staatsgebiet verlassen konnte, war der glücklichste Tag meines Lebens. Ich wusste, dass ich ab jetzt in einem freien und demokratischen Land leben durfte. Ich bin an den Stasi-Drohungen, an der Dauer-Überwachung und Haft nicht zerbrochen. Im Gegenteil, diese repressiven Jahre haben mich stärker gemacht!“

Schulz baute sich mit 31 Jahren ein neues Leben in der Bundesrepublik auf. Er wollte erfolgreich sein, Leistung zeigen. Als Maschinenbau-Ingenieur und Kernkraftwerks-Experte erhielt er 13 Stellenangebote, war als Projektmanager international und in ganz Europa tätig. 2020 hat er sein Leben in zwei deutschen Staaten in einem Buch mit dem Titel „Sehnsucht nach Freiheit“ beschrieben. Mit seiner Ruhestands-Tätigkeit als Besucherreferent im Stasi-Gefängnis will Schulz etwa bei vielen Jugendlichen und Schulklassen das Interesse wecken sich mit totalitären Regimen zu beschäftigen. „Unsere Demokratie ist zerbrechlich, bleiben wir alle wachsam gegen menschenverachtende Ideologien und gegen politische Ränder von Links bis Rechts. Die Demokratie in Deutschland ist und bleibt eine Gemeinschaftsaufgabe.“ Schulz danke abschließend der Union mit Bundeskanzler Helmut Kohl: „Als Häftlinge haben wir immer auf die CDU vertraut. In den entscheidenden Monaten 1989/1990 haben sie die politischen Chancen für die Wiedervereinigung genutzt. Das ist und bleibt ihr Verdienst.“

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